Donnerwetter! Da ist es schon wieder Freitag, die RatCon liegt bereits eine Woche zurück und ich komm erst jetzt dazu, darüber zu schreiben. Na ja, zugegeben, keine ganze Woche. Schließlich ging es erst am Sonntagabend zurück und jeder, der schon mal ein ganzes Wochenende auf einer Con zugebracht hat, weiß, dass die geistigen wie körperlichen Ressourcen an einem Montag danach knapp bemessen sind. Da will man am liebsten nur die Füße hochlegen, die Augen schließen und den verpassten Schlaf der letzten 72 Stunden nachholen und denkt an die schönen Stunden, die man im Kreise der Freunde verbracht hat. Und tatsächlich: schön war es.
Daran änderte auch der Umstand nichts, dass ich mangels ausreichender Hotelbetten in Unna zum ersten Mal seit Jahren wieder aufs Zelt umsteigen musste – dabei dachte ich doch, ich sei aus diesem Alter raus. Aber Dank moderner Isomatten, funktionierender warmer Duschen und Kaffee-Flatrate (übrigens: ziemlich hässliche Tassen dieses Jahr!) fühlte ich mich trotz wenig Schlafs selbst am Sonntag nicht wirklich müde oder unausgeruht. Und das Wetter spielte auch weitestgehend mit. Für eine Con wars fast zu schade, bei 25-30 Grad in stickigen Workshopräumen zu sitzen. Wie gut, dass es die Außenanlage gab!
Nachdem das Zelt am Freitagabend endlich aufgebaut war – trotz Unfähigkeit Wildnisleben und dank freundlicher Unterstützung durch Kollege Daniel Heßler – stand wiedermal unsere Autorenrunde an. Nach vier Jahren in Folge kann man da gut und gern von einer Tradition sprechen, die sich mittlerweile solcher Beliebtheit erfreut, dass wir dieses Mal schon ein DPA (Duo-Paralleles-Abenteuer) brauchten, um alle unterzukriegen. Vielen Dank an unsere Spielleiter Jörg und Hannah, die sich da recht kurzfristig etwas ausdachten. Ganz besonderer Dank an Jörg, der die Darstellung der heiligen Thalionmel von Neetha durch meinen bärtigen Illusionisten mit einem Wort zu pointieren wusste: Thalionmel-Wurst 😀 – made my day.
Am Samstag war Workshop-Tag. Besonderes Interesse galt Alex Spohr und Jens Ullrich, die am frühen Nachmittag drei(!) Stunden lang mit den Spielern über die Stärken und Schwächen der DSA5-Beta-Regeln diskutierten. Ich muss gestehen, dass ich mich selbst noch nicht vollständig durch die neuen Regeln gewühlt habe, weshalb ich mir erhofft hatte, dort einer allgemeineren Diskussion beizuwohnen, in der die neue Edition auf ihr Für und Wider abgeklopft wird. Doch leider verlor sich das Publikum schnell in Detailfragen, wodurch der Workshop aus meiner Sicht schnell anstrengend und uniformativ wurde.
Über die Inhalte will ich hier auch gar nicht mehr verlieren. Bei Nandurion findet man längst einen ausführlichen Bericht. Nur eines ist mir wichtig: Die Regeln befinden sich in einer BETA-Phase, d.h. sie behaupten gar nicht, fehlerfrei zu sein, und jeder Spieler ist dazu eingeladen, Bug-Tester zu spielen und die Redaktion über das, was am neuen Regelwerk noch missfällt, zu informieren. Das geht ganz bequem über diese e-Mail-Adresse. Bis Ende Oktober ist das noch möglich und das Regelwerk lässt sich ebenso wie die BETA-Abenteuer kostenlos(!) aus dem Internet herunterladen. Jeder kann also mitmachen und jeder sollte auch mitmachen. Wer es nicht tut, darf sich über Fehler im Nachhinein nicht beschweren.
Con-Besucher erhielten übrigens – ganz großartige Geste, wie ich finde – das gedruckte Regelwerk kostenlos (normalerweise 15€) mit ihrer Con-Tüte, zusammen mit einem neuen BETA-Abenteuer.
Apropos Con-Tüte: Die mittlerweile auf jeder Veranstaltung übliche Tüte als Willkommensgeschenk, mit der man einen Haufen Flyer und Werbung in die Hand gedrückt bekommt (und sich trotzdem darüber freut wie ein kleines Kind), sorgte in diesem Jahr für den Running-Gag der Veranstaltung. Denn darin enthalten war ein kleiner Flakon mit einer gelb-durchsichten Flüssigkeit, den ein Etikett als echten DSA-Heiltrank auswies. Offenbar hatte die Organisatoren aber kurz darauf die Angst gepackt, man könnte auf die Idee kommen, den Wachspfropfen herauszupulen und die Flüssigkeit tatsächlich trinken. Denn schon am Freitagabend hingen überall auf dem Veranstaltungsgelände Warnhinweise wie Der Heiltrank ist kein Nahrungsmittel oder Der Verzehr des Heiltranks kann gesundheitsschädlich sein. Am Samstag gab es dazu sogar eine Lautsprecherdurchsage – wenn auch halb im Scherz. Schade, dass die Gastronomie nicht auf diese Hinweisschilder einging und ihrerseits Aufschriften mit Esst mehr Käsetoast! oder so ähnlich dazuhing 😉
Gelungen fand ich auch das Nicht-Rauchen-Schild, das in diesem Jahr von Ulisses ein eigenes Design erhalten hatte – und ich ärgere mich, dass ich am Ende doch vergessen habe, mir eins abzuhängen und mitzunehmen.
Samstag war auch Tag der Lesungen. Leider hatte ich in diesem Jahr selbst nichts anzubieten und war deshalb wirklich nur Gast auf der Con, dafür konnte aber Kollegin Vogt das Con-Programm schon bald alleine füllen – zumindest gefühlt. Am Mittag las Judith aus ihrer Trilogie Die Geister des Landes, in der es um Mythen und Sagengestalten der Eifel geht. Ich muss gestehen, dass ich mir unter dem Titel und den Beschreibungen bislang nie etwas vorstellen konnte, aber die kurze Lesung reichte aus, dass ich bei den beiden bereits erschienen Bänden sofort zuschlug. Ich würde Die Geister des Landes wohl am ehesten als Urban Fantasy bezeichnen, aber weil es bestimmt auch anderen so geht, dass sie zunächst nicht viel damit anfangen können, habe ich hier mal eine Leseprobe verlinkt!
Drei Stunden später ging es dann schon weiter mit Eis und Dampf. Judith und Christian Vogt lasen gemeinsam mit Stefan Schweikert aus jener Steampunk-Anthologie, die man gut und gerne als erstes gemeinsames Projekt des AKzwanzig13 bezeichnen kann. Denn außer mir – ich hatte leider keine Zeit – haben alle meine Kollegen an diesem Buch mitgewirkt. Eis und Dampf spielt in der Welt von Die Puppe, dem Steampunk-Roman der Vogts, der letztes Jahr den Deutschen Phantastik Preis (DPP) als bester Roman gewonnen hat. Übrigens ist Eis und Dampf dieses Jahr als beste Anthologie für den DPP nominiert! Auch hier mal eine Leseprobe.
Samstag und Sonntag besuchte ich noch Workshops zum Orkland (Spoiler!) und zum Next Big Thing. Die zusammenzufassen überlasse ich an dieser Stelle aber Nandurion.
Alles in allem hat die RatCon wieder einmal alle meine Erwartungen erfüllt. Ich habe alte Freunde wiedergesehen und neue kennengelernt und hatte großen Spaß, obwohl ich anfangs fürchtete, dass es langweiliger zugehen könnte, nachdem viele aus terminlichen Gründen dieses Mal nicht dabei sein konnten. Es wurde lange gefeiert und der Met-Stand hat wieder gut an uns verdient. Aber vor allem hatte ich wieder viel Zeit für einen kreativen Austausch unter Kollegen. Dabei sind einige Ideen entstanden, die schon in Kürze eine Umsetzung erfahren könnten. Auch das ist wie in früheren Jahren: Fast immer kommt man mit neuen Schreibprojekten nach Hause. (An welchen Projekten ich derzeit so arbeite, darüber werde ich nächste Woche Genaures berichten.)
Auf was ich hätte verzichten können: Auf die Vollsperrung der A45 auf der Rückfahrt! 😦
Und vielleicht hätte die Verpflegung in der Stadthalle etwas ausgewogener sein können. Ich liebe Bratwurst, Pommes und Steak – aber ein bisschen Abwechslung wär schon ganz gut gewesen.
tl;dr Die RatCon war wieder einmal eine super Veranstaltung und ich freue mich jetzt schon auf 2015!
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