Die RatCon naht – Vorausschau und Rückblick der persönlichen Art
Keine zwei Wochen ist es mehr hin, bis der Ulisses Spiele Verlag zur hauseigenen Veranstaltung, der RatCon, nach Unna lädt. Seit 1996 findet diese Veranstaltung jährlich statt, zunächst in Ratingen (daher der Name), dann wegen des steigenden Besucheraufkommens viele Jahre in Dortmund und seit drei Jahren nun – wegen der deutlich besseren Location – im Nachbarort Unna. Gemeinsam mit dem Hamburger NordCon, dem Bonner FeenCon und der DreieichCon gehört die RatCon seit Jahren zu den vier großen Spielertreffen in Deutschland und ist vor allem für Freunde des Schwarzen Auges wegen ihres DSA-Schwerpunktes nahezu ein Muss. Nirgendwo sonst findet man so viele Redakteure und Autoren des Spiels auf einem Haufen und nirgendwo sonst gibt es so viele Workshops, Lesungen und Events zu diesem Thema.
Die RatCon war meine erste Con überhaupt. Seit dem Jahr 2000 gehöre ich zu ihren regelmäßigen Besuchern und verbinde viele schöne Erinnerungen mit diesem einen Wochenende im Jahr. Ich erinnere mich noch gut, wie unsere Eltern meine Freunde und mich damals als 15jährige Jungs nach Dortmund fahren und sich ein Wochenende lang die Region angucken mussten, während wir uns auf dem Veranstaltungsgelände die Nächte um die Ohren schlugen. Mit Block und Kugelschreiber setzte ich mich in nahezu jeden Workshop und schrieb mit, was mir die Redakteure über die Zukunft Aventuriens oder über Tipps und Tricks am Spieltisch erzählten. Mit Ehrfurcht stand ich vor den Autoren meiner Lieblingsbücher, deren Werke wir im Freundeskreis und auf den Schulhöfen ausgiebig besprachen, und wagte kaum, sie nach einem Autogramm zu fragen. Es war die Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, als Autoren und Redakteure zwar schon per e-Mail und Homepage erreichbar waren, aber noch kein Nandurion live über jeden Workshop tickerte und twitterte oder ganze Veranstaltungen per Stream direkt ins Netz gesendet wurden. Die Macher unseres liebsten Hobbys waren uns damals 362 Tage im Jahr entrückt und nur an diesem einen Wochenende im Jahr konnten wir an ihren genialischen Ideen teilhaben und ihnen unsere eigenen Einfälle während der Workshops näherbringen. Facebook gab es nicht und von einem offiziellen Forum, das einen Austausch mit den Redakteuren ermöglichte, fehlte jede Spur.
Die Nächte schlugen wir uns mit Spielrunden um die Ohren und wenn wir uns früh morgens zwischen 4 und 5 endlich ins Zelt fallen ließen, wissend, dass wir um halb 10 schon wieder für das MPA (das Multi-Parallele-Abenteuer) würfeln mussten*, machten wir noch lange kein Auge zu, weil auch der Zeltplatz niemals zur Ruhe kam. Damals sind Freundschaften entstanden, die noch bis heute an diesem einen Wochenende im Jahr aufgefrischt werden.
*Beim MPA handelt es sich um ein großes DSA-Abenteuer, das in 6 Spielgruppen mit 36 Spielern gespielt wird. Die Nachfrage ist jedes Mal so groß, dass der Würfel darüber entscheiden muss, wer mitspielen darf.